Finger weg von Unsplash+

 
Dienstag, 18.10.2022

Wenn uns jemand weismachen will, dass Qualität heutzutage nicht mehr kostet als `n Appel und `n Ei oder zumindest nicht mehr als 6 Euro im Monat, dann wollen wir das gern glauben – immerhin wurde unser Gehirn jahrzehntelang darauf trainiert, nach möglichst viel Qualität für möglichst wenig Geld zu suchen. 6 Euro monatlich für unbegrenzten Download lizenzfreien Bildmaterials, werbefrei und mit bevorzugtem Support – das klingt paradiesisch für alle, die in ihrer Kommunikation mit Fotos zu tun haben. Unsplash+ heißt das Abo-Modell, mit dem die Stockfoto-Plattform nun Content mit Mehrwert anbieten möchte. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Stimmt. Wir haben uns Unsplash+ einmal für Sie genauer angeschaut.

Warum ist Unsplash nicht zu trauen?

Das bisher kostenfreie Angebot von Unsplash hat keinen guten Ruf unter professionellen Akteuren auf dem Bildermarkt. Was erstmal unwiderstehlich klingt, nämlich das kostenfreie Angebot zur Nutzung von Bildmaterial, birgt Gefahren. Häufig nämlich sind die Bildrechte nicht geklärt und Fotografen berichteten uns sogar davon, dass ihnen teilweise nicht bewusst war, dass die Fotos, die sie in ihr Portfolio auf der Plattform luden, zur Nutzung an Dritte weitergereicht werden. Auch ob die Personen, die auf den Bildern zu sehen sind, eine Einverständniserklärung abgegeben haben, ist beim Download nicht ersichtlich. Dass es zudem schwarze Schafe unter den Fotografen gibt, die mit Abmahnungen versuchen selbst dann ein Honorar herauszuschlagen, wenn die Nutzung eigentlich unproblematisch sein sollte, haben wir in diesem Interview über das „zweischneidige Schwert“ von Gratisbildern beleuchtet. Im Gegensatz zu vielen kostenpflichtigen Bildagenturen stellt sich Unsplash von jeder Haftung frei.

Einige Fotografen, die ihre Bilder bereits über Adobe & Co. verkaufen, legen ihre Bilder bei Unsplash+ ab.

So weit so schlecht. Wenn es nun aber mit Unsplash+ doch ein Bezahlmodell gibt, dann wird vielleicht alles besser, exklusiver, vertrauenswürdiger?

Unsplash+ = eine Win-Lose-Situation

Etwas mehr als 100.000 Bilder sind derzeit über Unsplash+ zu erhalten. Klingt bei einem monatlichen Preis von 6 Euro viel – ist es aber nicht. Suchen Sie nach einem bestimmten Motiv, bleiben vielleicht 20 Bilder übrig, von denen bestenfalls drei ihren visuellen Vorstellungen entsprechen. Diese drei Bilder sind natürlich alles andere als exklusiv. Je kleiner das Angebot desto größer die Gefahr, dass auch andere Kommunikatoren auf diese immer selben Bilder zurückgreifen. So kommt es nicht selten vor, dass die unmittelbare Konkurrenz sich für dasselbe Motiv entscheidet. Wo exklusiver Inhalt suggeriert wird, steckt der gleiche Microstock-Content drin. Eine Win-Lose-Situation sowohl für die Nutzer als auch für die Fotografen, deren Taschen auch bei diesem Bezahl-Modell weitgehend leer bleiben. Nicht einmal ihr Name muss noch genannt werden. Zudem geben Fotografen, die ihre Bilder bereits über Adobe und Co. verkaufen, ihre Kollektionen zu Unsplash+, sodass am Ende das, was bei Unsplash bisher teilweise erfreulich wenig nach Stock-Fotografie aussah, nun doch von der immergleichen alten „stockigen“ Bildsprache unterwandert wird. Was außerdem bei Unsplash noch als Public Domain zu haben war, wird mit der Unsplash+ Lizenz nicht nur zur Einplatzlizenz (keine Speicherung auf gemeinsam genutzten Laufwerken!), sondern die Bilder können von Fall zu Fall sogar im Nachhinein zurückgezogen werden. 

Die Merkmale der unsplash+ Lizenz im Einzelnen

    • Download once, use an unlimited number of times, forever (wobei im Kleingedruckten steht, dass Bilder und damit die Erlaubnis zur weiteren Nutzung zurückgezogen werden dürfen)
      • Commercial and non-commercial purposes (wobei die Einschränkungen im Kleingedruckten für verkaufte Produkte ziemlich umfangreich sind. Hier versteckt sich unter "No electronic template", "No Machine Learning, AI..." und "So sensitive Use without disclaimer" noch die "No Storing on Shared Drives", also die Ein-Platz-Lizenz.)
    • Kein Bildnachweis nötig
    • Versicherung gegen Schäden durch Abmahnungen etc bis zu 10.000 $ pro Bild

Die Lizenz liest sich eigentlich gut - die gemeinen Details stecken in den Terms.

Unser Fazit zu unsplash+: 

Ein netter Versuch, neben die rechtlich unsicheren Unsplash-Bilder einige "abgesicherte" Bilder zu stellen. Verwirrend, weil die eigentlichen Unsplash Bilder mit einer sehr, sehr weiten public-domain-Lizenz daher kommen, die Abo-Bilder aber nur eingeschränkt genutzt werden können. Und für unsere Kunden aus Agenturen und Unternehmen bietet dieses Abo noch keine Lösung. Nur Einzelkämpfer können hier Bilder finden - derzeit aber nur Material, das wieder zu stocky ist. Sehr fraglich, ob die Fotografen mehr als ein paar Milli-Cent pro Download bekommen.

Wie man stattdessen an möglichst individuelle, hochwertige Bilder für Kommunikations- und Werbezwecke kommt, ohne dabei zu tief in die Budgetkiste greifen zu müssen? 

Wir sind Ihnen gern auf der Suche nach dem richtigen Bild behilflich – und das auch im Webinar Bildquellen. Nächster Termin: Mittwoch, 07. Dezember um 9:30 Uhr.


Veröffentlicht am Dienstag, 18.10.2022 13:10
Kategorien: Agentur des Monats Kostenlose Bilder Microstock unsplash unsplash+

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