„Branded Stock“ – Fotos für meine Bedürfnisse?
Der April weiß einer Redewendung zufolge nicht so recht, was er will. Eine gute Zeit also, um uns einmal der Frage zu widmen: Was will ich eigentlich? Oder – etwas konkreter –: Was möchte ich als Unternehmen bzw. Kommunikator mit visueller Kommunikation erreichen? Welche Bilder eignen sich für mein Vorhaben? Und auf welchen Wegen komme ich an Bilder, die auf die Bedürfnisse meiner Zielgruppe zugeschnitten sind?
Nicht erst seit dem Aufschlag zu unserem Gesprächsformat Tea Time Talk liegt uns das Thema „Der Wert des Bildes“ am Herzen. Auch jüngst haben wir rege diskutiert, als uns der Begriff „Branded Stock“ als die Neuheit schlechthin angepriesen wurde. Und schon stecken wir mittendrin in den oben genannten Fragestellungen. Branded Stock klingt erstmal nach solidem Marketing: Stockfotos, die auf die eigene Zielgruppe zugeschnitten sind und damit die Kundenbindung fördern, ohne dass es zu werblich rüberkommt. Nichts Neues unter der Sonne.
Agenturen, Netzwerke, Deep Learning – alles schon da
Aufmerksame Leserinnen und Leser erinnern sich an dieser Stelle vielleicht noch an unsere Agentur des Monats im Februar: Johnér. Bei der schwedischen Bildagentur konzentriert sich ein Team von fünf Personen fast ausschließlich auf die Produktion von Bildern speziell für die Kundinnen und Kunden – mit dem Ergebnis: mehr Authentizität, mehr Individualität, mehr Vielfalt. Ebenfalls im Februar, aber vor mittlerweile fünf Jahren (Kinners, wie die Zeit vergeht!), stellten wir EyeEm Vision vor. Das Tool analysiert und bewertet mithilfe einer eigens entwickelten Deep-Learning-Technologie die ästhetische Qualität der hochgeladenen Bilder. Auch hier werden eigene Aufträge von der Stockfoto-Agentur angenommen. So ließ eine bekannte Bierbrauerei ihre Produkte von der EyeEm-Fotografen-Community als Wettbewerb shooten und wählte am Ende die eigenen Favoriten aus. Mit seinen jüngsten Missions möchte EyeEm künftig noch mehr sogenannte Brand Awareness schaffen. Für eine Marke kann hier die Frage aufgeworfen werden: Wie interpretiert ihr (sprich die EyeEm Community) ein bestimmtes Thema? Aus dem Wettbewerb geht dann ein Gewinner hervor. Und während die 2017 lancierte Idee einer Fotografen-Community von Kodak – KodakIT – 2020 schon wieder eingestellt wurde, gibt es natürlich noch beständige Zusammenschlüsse wie Fotogloria mit ihrem großen Netzwerk aus Fotografinnen und Fotografen. Und dann gibt es noch Special-Interest-Seiten wie das Projekt LemonOne, deren Steckenpferd es ist, Fotoshootings speziell für den Immobilienmarkt zu vermitteln.
Wer die allgemeine Welt der Stockfotografie als zu beliebig, zu clean oder allgemein formuliert als zu „stockig“ empfindet, hat also bereits viele Möglichkeiten, auf professionelle Anbieter auszuweichen, ohne dabei gleich ein eigenes Shooting inklusive Location-Suche, Akquise und Co. auf die Beine stellen oder sich in den sozialen Netzwerken stundenlang durch Portfolios von Kreativen klicken zu müssen. Und uns Bildbeschaffer gibt es ja auch noch als Ihre Bildrechercheure und -einkäufer – das sei an dieser Stelle mal bescheidener Weise im Nebensatz erwähnt ;)
Pfiffig, aber bitte fair!
Es ist also nichts Neues, wenn ein Start-up wie Cherrydeck mit „Branded Content“ Kunden und Kreative miteinander vernetzt und maßgeschneiderten visuellen Content über eine globale Fotografen-Community anbietet. Der Kunde schickt das eigene Produkt und die Guidelines hin, erhält produzierte Stockfotos zurück – und bezahlt nur für die Bilder, die er oder sie am Ende auch abnimmt. So weit, so sinnvoll. Fraglich wird das Konzept erst dann, wenn – Stichwort #DERWERTDESBILDES – an einer Stelle der Lieferkette jemand ausgebeutet wird. Was in Zeiten von „Schnell schnell, but different“ durchaus passieren kann. Bilder, die heute produziert werden, sollen möglichst schnell auf dem Schreibtisch liegen, kostengünstig sein und dennoch erfrischend anders. So hat das besagte Start-up in der Pandemie-Zeit, als bei Kreativen nur wenige Aufträge eingingen, mit einem Kunden einen Wettbewerb veranstaltet: Verschiedene Fotografen haben ein Auto bekommen, ein Shooting organisiert und Bilder geliefert. Nur dem Gewinner wurden dann die Fotos abgekauft. Ein Schelm, wer Ausbeutung dabei wittert?
Kommen wir noch mal auf die eingangs erwähnten Wege zu guten Bildern zu sprechen. Natürlich kann sich nicht jedes Unternehmen, nicht jeder Ein-, Zwei-, Drei- oder Vier-Personen-Betrieb ein teures Shooting für ihre Produkt- oder Unternehmensbilder leisten. Individuelle Inhalte für Verbrauchermarken lassen sich aber auch ganz ohne Ausbeute recherchieren oder ggf. natürlich auch produzieren – und das durchaus zu fairen Preisen für alle Seiten. Bei Fragen klingeln Sie gern kurz durch oder schreiben Sie uns ;)
Autor: jk
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